Von der Ungewissheit in eine strahlende Zukunft


Maria Hosein, 36, lebt seit ihrem sechsten Lebensjahr in Deutschland. Sie erinnert sich an die ersten Tage nach ihrer Ankunft in Deutschland. “Ich fühlte mich unsicher und verloren. Ich hing an meinen Eltern und Geschwistern. Wir waren in einer Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge untergebracht, die ziemlich isoliert von anderen Häusern war. Die Schule war ein guter Ausweg daraus und eine Chance, Freunde zu finden. Während dieser Zeit sahen sich meine Eltern mit vielen Unsicherheiten und Herausforderungen konfrontiert.”

Darüber hinaus erwähnt sie weitere Probleme: “Eine ungewisse Zukunft, fehlende Deutschkenntnisse, Arbeitslosigkeit, fehlende Arbeitsgenehmigung, Isolation, fehlende Kommunikation mit geliebten Menschen im Heimatland, die finanzielle Situation, Rassismus und so weiter; all das machte die Situation während unserer ersten Jahre in Deutschland schwierig.”

Maria promoviert derzeit in Kunst. Sie ist Dozentin an der Universität Hildesheim und Lehrerin an einer Sekundarschule. Neben ihrer Arbeit hat ihr unglaubliches künstlerisches Talent sie dazu gebracht Kunstausstellungen unter anderem in Deutschland zu organisieren. Maria setzt sich mit Hilfe der Kunst für Afghanistan ein.

Maria hat viele ihrer Lebensziele erreicht, aber: “Ich habe noch viele Träume und Pläne, die ich verfolgen möchte. Ich folge meinen Träumen”, sagt sie mit einem Lächeln.

Sie schätzt die Unterstützung des Staates für die Bildung: “Ich hatte Zugang zu denselben Bildungseinrichtungen wie meine deutschen Altersgenossen, und so konnte ich mir auch das Leben aufbauen, das ich heute habe. Im Allgemeinen sind Bildung und Universitäten erschwinglich. In Deutschland laufen viele Dinge nach einem Plan ab, und man muss Regeln und Verfahren kennen und befolgen.

Maria mag den langsamen Prozess der digitalen Transformation in diesem Land nicht. “Es gibt eine Menge übermäßiger Bürokratie. Die Digitalisierung ist nicht auf demselben Niveau wie in anderen Ländern. Es gibt zu wenig Investitionen in wichtigen Bereichen, wie zum Beispiel dem Bildungssystem. Man ist mehr Rassismus ausgesetzt, wenn man einen Akzent oder ein nicht-deutsches Aussehen, Namen und mehr hat. Ich bin mit meinem Namen und meiner Bildung privilegiert, aber Rassismus ist ein Problem.”

Maria sieht sich als Teil der deutschen Gesellschaft: “Ich habe die meiste Zeit meines Lebens hier verbracht. Ich arbeite für dieses Land. Ich habe deutsche Freunde und Kollegen. Ich bin in einem kleinen Dorf aufgewachsen, wo ich nur deutsche Freunde hatte, bis ich anfing, an der Universität zu studieren. Diese Reise hat mein Netzwerk erweitert. Ich sehe mich als Deutsch-Afghanin. Beide Kulturen sind Teil meiner Identität. Sie gehören beide zu mir.”

Sie ist mit afghanischen kulturellen Werten aufgewachsen. “Meine Eltern haben uns Geschichten aus Afghanistan erzählt. Sie lehrten uns die kulturellen und traditionellen Normen in Afghanistan. Zu Hause sprachen sie Paschtu, eine der Landessprachen. In meiner Familie ist es wichtig die Älteren zu respektieren. Gastfreundschaft ist Teil unserer Werte. Ich habe mich für meine Wurzeln, die Kultur und die Bräuche interessiert. Ich liebe afghanische Musik, Poesie, Kleidung, Essen und Redewendungen. Alles aus Afghanistan ist in meinem Herzen und in meinem Leben.

Sie empfiehlt Afghanen, die seit kurzem hier sind, sich auf ihre Bildung zu konzentrieren und sich in der Gesellschaft zu engagieren. “Halten Sie sich an die Regeln und Vorschriften der deutschen Gesellschaft. Engagieren Sie sich und nehmen Sie aktiv am gesellschaftlichen Leben teil. Denken Sie immer an Ihr Zeitmanagement und seien Sie pünktlich. Sie befinden sich in einem neuen kulturellen Umfeld. Seien Sie leidenschaftlich und erwarten Sie nicht das gleiche Maß an Gastfreundschaft wie in Afghanistan. “

Der Verlust ihres jüngsten Bruders erfüllte Maria mit Trauer. Jetzt hat sie noch einen älteren Bruder und eine jüngere Schwester.

Wenn sie sich in einer schwierigen Situation befindet, “versuche ich, proaktiv zu sein und Verantwortung zu übernehmen. Ich versuche, eine Lösung zu finden und auf sie hinzuarbeiten. Wenn man nicht weiterkommt, sollte man die Situation ändern, wenn möglich. Beides hat seinen Preis: etwas tun oder nichts tun. Man muss sich überlegen, was man möchte und sich für das eine oder das andere entscheiden. Manchmal geschehen Dinge, die wir nicht verhindern können. Sich über irgendetwas oder irgendjemanden zu ärgern, wird dich deine ganze Energie kosten. Ich habe gelernt, dass das Leben nicht immer fair erscheint. Der einzige Weg, weiterzumachen, diese Tatsache zu akzeptieren. Manchmal werden wir die Antworten später bekommen, und es wird Sinn machen, und manchmal auch nicht. Zu kämpfen und Energie in Dinge zu investieren, die wir nicht ändern können, schwächt uns.”

“Ich wünsche mir Frieden auf der ganzen Welt. Ich frage mich oft, wie es meiner Familie, meinem verstorbenen Vater, meiner Mutter und anderen gegangen wäre, wenn es diesen Krieg nicht gegeben hätte. In meinen Träumen würde all der Schmerz aufhören. Ich wünsche mir Frieden, denn Krieg zerstört Familien, Häuser, Menschen und Generationen.”

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