Deutsche Heimat und afghanische Erinnerungen


Zahar Kohandel ist eine 25-jährige Studentin, die einen Master of Arts in Nahoststudien anstrebt. Außerdem arbeitet sie als studentische Hilfskraft in der Behörde für Kultur und Medien in Hamburg. Ihre Eltern sind Anfang der 1990er Jahre nach Deutschland eingewandert, und sie hat einen jüngeren Bruder.

Zahar betrachtet Deutschland als ihr Heimatland, da sie dort geboren und aufgewachsen ist, aber sie hat auch Afghanistan besucht, als sie ein Kind war. “Als ich sechs Jahre alt war, besuchte ich mit meiner Familie die Verwandten meines Vaters, die in Jaghouri, einem Bezirk in der Provinz Ghazni in Afghanistan, wohnten. Zu diesem Zeitpunkt hatte meine Mutter keine Familie mehr in Afghanistan.”

Zahar fühlt sich der afghanischen Kultur sehr verbunden und ist besorgt über die Lage der Menschen in Afghanistan. “Ich tue alles, was ich kann, um dem afghanischen Volk in jeder Hinsicht zu helfen, vor allem in Form von humanitärer Hilfe oder politischer Unterstützung, zum Beispiel durch die Organisation von Demonstrationen und Kampagnen, um auf die aktuelle Situation des afghanischen Volkes aufmerksam zu machen.”

Zahar nahm an der Miss Germany-Wahl 2023 teil und kam unter die besten 40 Kandidatinnen. “Mit meiner Teilnahme an der Veranstaltung wollte ich unter anderem auf die Situation der Frauen in Afghanistan aufmerksam machen. Heute haben afghanische Frauen keinen Zugang zu grundlegenden Menschenrechten, wie etwa Bildung.” Zahar ist mütterlicherseits in einem christlichen Haushalt aufgewachsen und in ihrer Freizeit modelt sie ab und an.

Zahar kämpft mit ihrer Identität und fühlt sich sowohl unter ihren afghanischen Landsleuten als auch unter den Deutschen als Außenseiterin. “Ich fühle mich immer ein bisschen anders als die anderen Afghanen, die ich kenne, da ich, anders als die Meisten anderen Afghanen, in einem christlichen Haushalt aufwuchs. Ich habe auch Schwierigkeiten, mich als Deutsche zu sehen, weil ich von anderen Deutschen nicht als Deutsche akzeptiert werde.” Sie schafft den Spagat zwischen ihrer afghanischen und deutschen Identität, worauf sie stolz ist. “Als Frau war es nicht einfach für mich, aber ich habe durchgehalten und mich gegen alles gewehrt, was mich behindern könnte.”

Sie würde gerne in NGOs oder politischen Bereichen arbeiten, um sich in Zukunft für politische und humanitäre Belange einzusetzen. “Ich blicke positiv in die Zukunft und bin zuversichtlich, dass es viele Deutsche gibt, die gegen den Rechtsruck sind”, sagte sie.

Zahar hat nur wenige Erinnerungen an ihren ersten Besuch in Afghanistan, aber sie erinnert sich an den herzlichen Empfang, den sie und ihre Mutter von ihrer Familie im Heimatdorf ihres Vaters erhielten. “Ich bin seit meiner Kindheit Vegetarierin, was die Einheimischen beunruhigte. Ich erinnere mich auch, dass die Dorfbewohner mich für meinen hellen Teint lobten, was mir als Kind seltsam vorkam, da ich als Kind bereits mitbekommen habe, dass in Deutschland gebräunte Haut eher als schön empfunden wurde. Ich fühlte mich wohl und glücklich bei meiner Familie. Leider musste ich bald wieder gehen, und das bleibt meine einzige Erinnerung an Afghanistan.”

Zahar empfiehlt Neuankömmlingen in Deutschland, die Chancen für ein besseres Leben in diesem Land zu nutzen. “Wenn Sie sich isoliert fühlen, versuchen Sie, Kontakte zu knüpfen und die Ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen zu nutzen. Ein neues Leben zu beginnen, kann sowohl physisch als auch psychisch eine Herausforderung sein, aber Sie sollten wissen, dass Sie mit Ihren Problemen nicht allein sind.”

“Die harte Arbeit meiner Eltern, die mir das Leben ermöglicht haben, das ich heute habe, erinnert mich daran, mit jedem Tag ein stärkerer Mensch zu werden. Ich hoffe auf ein wohlhabendes und friedliches Afghanistan.”

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