Ahmad Naveed Farhad, 24, wuchs mit seinen vier Geschwistern im östlichen Teil Afghanistans auf. Er wurde ein sozialer Aktivist, der sich für die Rechte der Frauen einsetzte, und arbeitete auch als Fotograf und Videofilmer für Nichtregierungsorganisationen. Während er in Indien an seinem Bachelor of Computer Science Engineering arbeitete, fiel Afghanistan an die Taliban. Naveed konnte nicht nach Hause zurückkehren, weil sein Leben in Gefahr gewesen wäre, und so ging er nach Deutschland. Als Software-Ingenieur arbeitet er in einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten und Experten, die ihn unterstützen. “Dieses dynamische Umfeld passt zu meiner Leidenschaft für den technologischen Fortschritt und fördert sowohl mein persönliches als auch mein berufliches Wachstum.”

Naveed ist mit der paschtunischen Literatur und Tradition aufgewachsen und hat die Notwendigkeit erkannt, das reiche literarische Erbe Afghanistans im digitalen Zeitalter zu erhalten und zu fördern. Diese Idee brachte ihn dazu, sein anderes Talent zu entdecken. Er engagiert sich stark in Online-Gemeinschaften, indem er paschtunische Gedichte und Liedtexte in sozialen Medien liest. “Bei der Ausweitung des Konzepts der paschtunischen Poesie auf Online-Ausdrucksformen wurde ich durch die tiefe Schönheit und kulturelle Bedeutung der paschtunischen Sprache inspiriert. Meine kreative Arbeit verbindet paschtunische Gemeinschaften und soll als digitale Oase dienen, in der Dichter und Liebhaber gleichermaßen zusammenkommen können, um die zeitlose Schönheit der paschtunischen Verse zu feiern, zu teilen und zu bewahren.” Kürzlich wurde einer seiner Beiträge auf TikTok über eine Million Mal aufgerufen.

Für Naveed war die Ankunft in einem neuen Land sowohl aufregend als auch eine Herausforderung. “Zu den ersten Hürden gehörte es, alltägliche Dinge wie Lebensmitteleinkäufe oder die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zu bewältigen. Meistens habe ich dank meiner digitalen Unterstützer überlebt”, erinnert er sich an seine ersten Tage in Berlin. Wie viele Neuankömmlinge, sah er sich mit Unsicherheit und Widrigkeiten konfrontiert.  “Das Gewicht der kulturellen Anpassung und der verworrenen bürokratischen Verfahren lastete wie ein unnachgiebiger Sturm auf mir und drohte, meinen Geist in Verzweiflung zu stürzen. In diesen dunkelsten Momenten, als die Echos des Zweifels in mir widerhallten, offenbarte Deutschland sein wahres Wesen – als ein Leuchtfeuer des Mitgefühls und der Widerstandsfähigkeit.” Später traf Naveed lokale Gemeinschaften und andere Einwanderer, die ihm den Übergang erleichterten und ihm das Gefühl gaben, willkommen zu sein. “Ich fand Trost in den ausgestreckten Händen dieser Menschen und in der unerschütterlichen Unterstützung der lokalen Organisationen.

Naveed genießt seine Zeit in Berlin und seine regelmäßigen Spaziergänge an der Spree. “Die wunderschöne Natur und Landschaft sowie das Engagement Deutschlands für Umweltschutz und erneuerbare Energien entsprechen meinen Werten und machen Berlin zu einem attraktiven Ort zum Leben und Arbeiten”, sagt er. Obwohl seine neue Heimat für Naveed viele positive Eigenschaften hat, betont er die Notwendigkeit, die Verwaltungsverfahren zu straffen und klarere Leitlinien für die Navigation durch bürokratische Systeme bereitzustellen. “Dies würde die Integration von Einwanderern und ausländischen Staatsbürgern erleichtern.

Während Naveed sich an eine neue Kultur und soziale Normen anpasst, vermisst er Afghanistan. “Ich erinnere mich an die eindringlichen Melodien der traditionellen Musik, an den Duft der Gewürze auf den belebten Basaren und an die Wärme der gemeinschaftlichen Versammlungen unter dem Sternenhimmel. Neben dem Reichtum meiner Erinnerungen an die afghanische Kultur spüre ich immer noch den Schmerz des Heimwehs und die Sehnsucht nach der Wärme und dem Geist meines Heimatlandes. Nichtsdestotrotz schätzt er sich glücklich, dass er durch die Teilnahme an Gemeinschaftsveranstaltungen und kulturellen Austauschprogrammen in Deutschland neue Freundschaften mit Menschen unterschiedlicher Herkunft schließen konnte.

Naveed empfiehlt seinen afghanischen Mitbürgern, die deutsche Kultur zu verstehen. “Nehmen Sie die Gelegenheit wahr, die deutsche Kultur kennenzulernen und gleichzeitig Ihr eigenes afghanisches Erbe zu teilen und zu feiern. Der kulturelle Austausch bereichert sowohl den Einzelnen als auch die Gemeinschaft und fördert das Verständnis und den gegenseitigen Respekt.”

Privat erkundet Naveed neue Interessen und konzentriert sich auf die persönliche Entwicklung. Beruflich sucht er nach Möglichkeiten zur Weiterentwicklung und zum Wachstum. Und wenn er sich in einer schwierigen Situation befindet, beschäftigt er sich mit Aktivitäten, die seine Widerstandskraft stärken, wie etwa Achtsamkeit und Dankbarkeit. “Mit einem Zauberstab würde ich gerne die Risse der Spaltung kitten und die Wunden der Ungerechtigkeit heilen. Ich möchte die Saat der Empathie und des Verständnisses säen und eine Welt schaffen, in der Freundlichkeit und Mitgefühl die Oberhand gewinnen und die Menschheit in eine bessere und gerechtere Zukunft führen.”