Kurzfristiger Druck führt zu neuer Karriere


“In meinen ersten Tagen in Deutschland habe ich manchmal, wenn ich mit meinen Freunden aus war und wir zusammen in einem Restaurant gegessen haben, für alle bezahlt, bis ich gemerkt habe, dass es hier üblich ist, nur für sich selbst zu bezahlen,” sagt Nemat Soltani, 30, der vor vierzehn Jahren aus der Stadt Herat in Afghanistan nach Deutschland kam. Im Laufe seines Asylverfahrens sah sich Nemat verschiedenen Herausforderungen gegenüber und wurde sogar aufgefordert, Deutschland zu verlassen. “Ich habe durchgehalten, indem ich eine Ausbildung gemacht habe und mich aktiv in die Gesellschaft eingebracht habe.” Zu dieser Zeit war es auch schwierig für ihn, seine Familie zu besuchen, die in den Iran ausgewandert war. Dennoch: “Ich war beeindruckt von der Freiheit und Menschlichkeit, die ich in Deutschland erlebt habe,” sagt er.

Da er kurzfristig aufgefordert wurde, Deutschland zu verlassen, entschied sich Nemat, eine Ausbildung zu machen, um in Deutschland bleiben zu können, “weil ich mir sicherer sein wollte, dass ich in Deutschland bleiben kann.” Da er eine Leidenschaft für das Essen hatte, “sowohl für die Zubereitung als auch für das Essen,” wie er sagt und lacht, beschloss Nemat, dieser Leidenschaft nachzugehen, indem er drei Jahre lang eine Lehre in der deutschen und französischen Küche absolvierte. Er lernte nicht nur schnell, den Beruf zu lieben, sondern, wie er sagt, “er gab mir auch die Möglichkeit, anderen Menschen in Deutschland meine eigene Kultur näher zu bringen.” Heute ist Nemat stellvertretender Küchenleiter im Rathaus der Stadt Freiburg und genießt die Anerkennung der gesamten Belegschaft für seine harte Arbeit. Nemat hat noch weitere Ziele und Träume, und er sieht sich selbst in der Lage, seine Karriere weiterzuentwickeln. “Ich möchte eines Tages mein eigener Chef warden,” sagt er. Kürzlich hat Nemat einen Ausbilderschein gemacht, um andere ausbilden zu können, und er wurde in den Gesamtpersonalrat seiner Stadt gewählt.

Für Nemat ist Deutschland wie eine zweite Heimat. “Ich habe schon viele Freunde gefunden, darunter Afghanen, Deutsche und andere Nationalitäten in meiner Stadt, vor allem unter meinen Nachbarn, im Sportverein und bei der Arbeit.” Er sagt, dass alles, was in Deutschland geschieht, Zeit braucht. “Alles dauert lange und ist sehr kompliziert, vor allem für Menschen, die die Sprache noch nicht so gut beherrschen. Diese komplizierten und zeitaufwändigen Prozesse haben Auswirkungen auf die Entwicklung des Landes.” Nemat lernte Deutsch und vertiefte seine Sprachkenntnisse am Arbeitsplatz durch den Umgang mit seinen deutschsprachigen Kollegen.

Wenn er sich an seinen Herkunftsort in Afghanistan erinnert, vermisst Nemat das Zuckerfest am meisten. “Das Zuckerfest ist für mich mit besonderen Erinnerungen verbunden. Ich erinnere mich, wie ich als Kind Eidi (Geschenke) erhielt. Die Besuche bei unseren Verwandten und Nachbarn nach den Gebeten und das Gehen von Haus zu Haus im Dorf waren so kostbare Momente, die wir hier in Deutschland leider nicht so feiern können. Alle sind mit der Arbeit beschäftigt, aber wir versuchen immer, das Zuckerfest und andere Feiertage und Feste zu feiern.” Seinen afghanischen Mitbürgern rät Nemat: “Seid offen gegenüber den Deutschen, akzeptiert die Unterschiede zwischen unseren Kulturen, aber konzentriert euch auch auf unsere Gemeinsamkeiten.” Mit einer gewissen Wehmut erinnert er sich an die Nähe zu seinen Nachbarn und Familienmitgliedern in seiner Heimat.

Wenn Nemat sich in einer schwierigen Situation befindet, “versuche ich, ruhig zu bleiben und mich auf die positiven Aspekte der Situation zu konzentrieren.”

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