Die Sehnsucht nach Freiheit ist stärker als jede Tyrannei


Farangis Sawgands Weg begann in Afghanistan, wo sie aufwuchs und die Herausforderungen erlebte, denen Frauen in einer von Konflikten und Ungleichheit geprägten Gesellschaft gegenüberstehen. „Diese Erfahrungen haben meine Leidenschaft für soziale Gerechtigkeit tief geprägt und mich schließlich dazu gebracht, mein Leben dem Einsatz für die Rechte von Frauen und marginalisierten Gemeinschaften zu widmen.“ Farangis ist Dichterin, Schriftstellerin, Politikerin und Frauenrechtsaktivistin, die als Jugendparlamentarierin und Mitglied des Provinzrats von Balkh in Afghanistan tätig war. Angetrieben von ihrer Leidenschaft hat sie einen Bachelor-Abschluss in Rechts- und Politikwissenschaften erworben. Ihr akademisches Streben ist eng mit ihrem Engagement verknüpft, und sie ist der Meinung, dass ein gutes Verständnis des rechtlichen Rahmens für die wirksame Verteidigung der Menschenrechte unerlässlich ist.

Während ihrer gesamten Laufbahn war Farangis aktiv an verschiedenen Medienaktivitäten beteiligt, darunter Print-, Bild- und Rundfunkjournalismus in Afghanistan. Sie arbeitete als Journalistin bei der Bundeswehr in Nordafghanistan, wo sie wertvolle Einblicke in globale politische, sicherheitspolitische und soziale Fragen erhielt. Ihre Artikel und Essays wurden in verschiedenen Zeitungen, Magazinen und Büchern veröffentlicht, wobei sie sich oft mit Themen wie Gleichberechtigung, soziale Gerechtigkeit und kulturelle Identität befasste. “Schreiben war für mich schon immer ein mächtiges Werkzeug, um die Komplexität der menschlichen Erfahrung auszudrücken und den Status quo in Frage zu stellen.

In Afghanistan gründete sie zwei Kultur- und Frauenrechtsorganisationen, das Gawharshad Begum Cultural House in Faryab und das Khorshid Cultural House in Balkh. “Diese Organisationen dienten als Plattformen zur Förderung der Selbstbestimmung von Frauen, des kulturellen Erbes und des sozialen Dialogs. In meiner Rolle als Leiterin dieser Initiativen organisierte ich Veranstaltungen, Workshops und Kampagnen, die sich mit wichtigen Themen wie Bildung, häuslicher Gewalt und Rechtsansprüchen befassten. Meine Führungsrolle in diesen Organisationen hat nicht nur zahllosen Frauen geholfen, sondern auch eine Kettenreaktion ausgelöst, die andere dazu inspiriert hat, sich der Sache anzunehmen.”

Ihr Engagement als Mitglied des Provinzrats von Balkh erweiterte ihre Lobbyarbeit. “Ich habe mich unermüdlich für die rechtliche Unterstützung von Frauen eingesetzt, die ohne ordnungsgemäßes Verfahren inhaftiert waren, um sicherzustellen, dass ihre Fälle angehört wurden und Gerechtigkeit herrschte. Parallel dazu konnte sie als Parlamentsabgeordnete politische Entscheidungen beeinflussen und Reformen zugunsten von Frauen und anderen gefährdeten Gruppen einfordern.

Ihre Beteiligung an Medien- und Kulturaktivitäten festigte ihr Engagement für die Lese- und Schreibkunst und die Meinungsfreiheit. Sie leitete die Monatszeitschrift Gawharshad Begum, die sie als einflussreiche Stimme in der literarischen und feministischen Bewegung in Afghanistan bezeichnet. Außerdem war sie Mitglied der Free Writers Association of Balkh-Afghanistan und der Afghanistan Pen Association.

Als Farangis 2015 auf dem Weg zu einer Konferenz war, um eine Rede zu halten, wurde ihr Auto von den Taliban überfallen. Glücklicherweise überlebte sie den bewaffneten Überfall. Nach dem Angriff erhielt sie mehrere Drohanrufe, die es ihr unmöglich machten, in Afghanistan zu bleiben. Daraufhin organisierte sie eine Pressekonferenz, an der verschiedene internationale Organisationen teilnahmen. Farangis wurde geraten, zu ihrem Schutz in die Vereinigten Staaten oder nach Deutschland zu gehen. Da sie zuvor als Journalistin bei der Bundeswehr in Mazar-e-Sharif gearbeitet hatte, beschloss sie, nach Deutschland umzusiedeln, nachdem sie ein Visum erhalten hatte.

In Kiel ist Farangis Jurymitglied im Literaturhaus Schleswig-Holstein und engagiert sich auch für den Wettbewerb um den Jungen Literaturpreis. Sie setzt ihre Lobbyarbeit als Mitbegründerin des Afghanischen Stammtisches SH fort, der sich für die Rechte der Frauen in Afghanistan einsetzt, zusammen mit anderen Aktivistinnen. „Diese Organisation setzt sich für die Rechte der Frauen in Afghanistan ein, sensibilisiert sie für die aktuellen Herausforderungen, denen sie ausgesetzt sind, und stellt ihnen Bildungsressourcen zur Verfügung, um sie zu stärken.“

Farangis’ Arbeit in Deutschland wird von einem tiefen Verantwortungsgefühl für diejenigen angetrieben, die in ihrem Heimatland zurückgeblieben sind: „Ich bin entschlossen, meine Stimme und meine Ressourcen zu nutzen, um einen sinnvollen Wandel zu bewirken“, sagt sie. Aus diesem Grund organisiert sie regelmäßig Demonstrationen und Kundgebungen in Deutschland. “Es ist mir wichtig, auf Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen, insbesondere auf die Situation der Frauen in Afghanistan, die unter der Herrschaft der Taliban leben. Die Geschichten von Frauen und Mädchen, die in ihrem Alltag massiv eingeschränkt werden, motivieren mich, sichtbar zu bleiben und ihre Anliegen in den sozialen Medien zu teilen.”

“Trotz der erschütternden Realität, mit der Frauen in Afghanistan unter der Herrschaft der Taliban konfrontiert sind, gibt es Hoffnung. Hoffnung auf eine Zukunft, in der Mädchen wieder zur Schule gehen können, in der Frauen ihre Träume verwirklichen und selbst über ihr Leben entscheiden können. Hoffnung auf eine Gesellschaft, in der Gerechtigkeit, Bildung und Freiheit keine Privilegien, sondern Grundrechte sind.”

Farangis zufolge lebt der Widerstand gegen die Unterdrückung in den Stimmen und dem Mut zahlloser Frauen sowohl in Afghanistan als auch in der Diaspora weiter. “Die Geschichte hat gezeigt, dass kein Regime ewig währt, dass die Sehnsucht nach Freiheit stärker ist als jede Tyrannei. Jede Anstrengung, jede Stimme und jedes Zeichen der Solidarität hilft, den Kampf für die Rechte der afghanischen Frauen fortzusetzen. Ich wünsche mir eine Zukunft, in der Frauen überall auf der Welt, insbesondere in Afghanistan, in Freiheit leben können – eine Zukunft, in der ihre Kraft, ihr Wissen und ihre Träume die Grundlage für ein gerechtes und friedliches Land sind.”

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