Vielfalt macht das Klassenzimmer zu einem besonderen Ort


Marias Eltern lebten viele Jahre lang in Russland, bevor sie nach Deutschland zogen. „Meine Eltern lebten bei der Familie meiner Mutter. Sie waren zehn Personen in einer Wohnung, aber sie waren trotzdem glücklich. Um sich auf ihren Umzug aus Russland vorzubereiten, arbeiteten sie und sparten Geld. Schließlich war es an der Zeit, den Rest der Familie zu verlassen und ihren eigenen Weg zu gehen. Nach Russland musste sich meine Familie leider auflösen. Die Familie meiner Mutter zog nach Schweden, und meine Eltern zogen nach Deutschland.“ Marias Mutter wurde von ihren acht Geschwistern getrennt. Maria wurde in Deutschland geboren und ist heute 28 Jahre alt. Sie wuchs mit zwei Geschwistern, einer älteren Schwester und einem jüngeren Bruder, in Hamburg auf.

Maria ist in die Fußstapfen ihrer Mutter und Großmutter getreten und hat an der Universität Kiel Lehramt studiert. Sie unterrichtet Geschichte, Wirtschaft und Politik an einer Oberschule. An ihrer jetzigen Schule hat Maria noch keine Diskriminierung aufgrund ihrer nationalen Herkunft erlebt. „Die Atmosphäre ist sehr entspannt. Wir kommen alle gut miteinander aus, und ich fühle mich dort nicht unwillkommen, nur weil ich Afghanin bin.“ Sie ist jedoch der Meinung, dass das Umfeld an dieser Schule besonders weltoffen ist. „Ich habe vorher an einer anderen Schule gearbeitet und gemerkt, dass ich anders behandelt wurde, weil ich nicht deutscher Herkunft war. Das war sehr schwierig für mich, zumal ich hier geboren bin. Obwohl ich in Deutschland geboren bin, hatte ich das Gefühl, nicht dorthin zu gehören.“

In Marias derzeitiger Schule gibt es einen hohen Anteil ausländischer Schüler, darunter auch Afghanen. „Es spielt keine Rolle, ob sie Flüchtlinge sind oder nicht, denn für die meisten Kinder, vor allem für die afghanischen, bin ich der Bezugspunkt an meiner Schule.“ Während an ihrer Schule in Deutschland sowohl Mädchen als auch Jungen lernen können, ist Maria traurig darüber, dass Mädchen in Afghanistan nicht zur Schule gehen dürfen. „Jeder sollte Zugang zu Bildung haben. Afghanistan macht Rückschritte statt Fortschritte. Wenn das so weitergeht, wird die Zukunft nur noch schlimmer werden. Ich hoffe auf realistischere und dringendere Maßnahmen der internationalen Gemeinschaft.“

Obwohl sie Afghanistan noch nie besucht hat, kann sich Maria anhand der Erzählungen ihrer Mutter ein Bild von ihrem Heimatland machen. „Sie erzählt mir oft von Shir Yakh, von Straßenverkäufern, vom Grillen im Park und davon, wie sie als Kind mit ihrer Familie das Konzert von Ahmad Zahir besucht hat.“ Diese Geschichten malen ein lebhaftes Bild in Marias Kopf, und sie wünscht sich, sie selbst erleben zu können.

Heute fühlt sich Deutschland in vielerlei Hinsicht wie eine Heimat an. „Ich liebe die deutsche Disziplin, man muss immer ordentlich und pünktlich sein. Die deutschen Gesetze machen Deutschland besonders. Das Gesetz ist der Boden unter den Füßen, den einem niemand wegnehmen kann. Und das Wichtigste ist natürlich die Freiheit, die man hier hat. Sie gibt dir Frieden.“ Für Maria ist Hamburg die schönste Stadt in Deutschland. „Hier gibt es Gegenden, in denen nur alte Gebäude stehen, und Gegenden, in denen nur neue Gebäude stehen. Es gibt viele Parks, Geschäfte und Vergnügungsparks. Es gibt viele Orte, an denen man seine Freizeit verbringen kann. Wenn Sie nach Deutschland kommen wollen, empfehle ich Ihnen, Hamburg, Berlin und München zu besuchen.“

Dennoch ist sie besorgt, dass in den letzten Jahren die Fremdenfeindlichkeit in Deutschland zugenommen hat. „Man fühlt sich in diesem Land oft wie ein Fremder. Deshalb fühlt man sich auch unwohl. Eine fremdenfeindliche Partei hat kürzlich viele Stimmen erhalten. Das zeigt gut, wie viele Menschen anders denken.“

Sie ermutigt Eltern, ihre Kinder selbst über ihre Zukunft entscheiden zu lassen. „Lasst sie Sport treiben. Lassen Sie sie Musikinstrumente lernen. Lassen Sie sie ihren Hobbys nachgehen, damit sie selbst entscheiden können, was sie gut können und was nicht. Ich würde mir wünschen, dass afghanische Eltern ihre Kinder mehr unterstützen. Die Kinder brauchen mehr Unterstützung in der Schule, aber auch genügend Entscheidungsfreiheit, wenn es um das Lernen geht. 

In ihrer Freizeit trainiert Maria gerne im Fitnessstudio und geht gerne essen. Ihre Lieblingsküche ist afghanisches Essen, und sie probiert gerne neue Restaurants mit ihren Freunden und ihrer Familie aus. Sie liebt ihren Job, ihre Schüler und die Vielfalt an ihrer derzeitigen Schule, die sie zu einem ganz besonderen Ort zum Unterrichten macht. Sie schätzt die Stabilität des Lebens in Deutschland. Manchmal scheint es sich zu wiederholen, fast monoton zu sein, aber sie genießt die Ruhe und den Frieden, wenn sie weiß, was sie von einem Tag zum nächsten erwartet. Sie ermutigt die Menschen, das Beste aus ihrem Leben zu machen, solange sie es noch können, denn das Leben kann kurz sein.

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